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AGE OF AN END

Inhaltlicher Fokus von BENTEN CLAY liegt auf dem Langzeitprojekt Age of an End, in dem Erscheinungen der Jetzt-Zeit wie die Limitation natürlicher Ressourcen, Ausformungen und Mechanismen von Macht und unkontrollierbare Faktoren des menschlichen Strebens mit künstlerischen Mitteln untersucht werden.

Ein Ende kann sowohl Öffnung als auch Limitation bedeuten, eine Zeit der Veränderung einläuten oder aber ein alarmierendes Ultimatum implizieren. Es kann begrenzte Ressourcen oder politische Relikte anzeigen, ein Synonym für Zerstörung sein und gleichzeitig auch den Beginn einer Transformation markieren.

Die moderne Gesellschaft ist maßgeblich von Ideen des Fortschritts, politischer Macht und ökonomischem Wert getrieben, den Fakt außer Acht lassend, das jede Erfindung, jede politische Formation und jede natürliche Ressource Begrenzungen hat. Verantwortung für diese Grenzen wird oft nicht übernommen oder durch gefälschte Informationen oder manipulierten Perspektiven leichtfertig zur Seite geschoben.

Mit dem Projekt Age of an End begibt sich Benten Clay auf das Terrain zwischen realen Bedingungen, verschiedenen Wahrnehmungsstufen und den Umgang mit Verantwortlichkeiten.



NUCLEAR WASTE

Ein Hauptthema innerhalb von Age of an End ist der Bereich Nuclear Waste. Obwohl Atomkraft in ökonomischer und ökologischer Sicht mittlerweile weitgehend als fragwürdige Form der Energiegewinnung eingestuft wird, gibt es weltweit noch 432 aktive Nuklearanlagen und weitere sind im Bau begriffen.

Seit 1951, dem Beginn der "friedlichen Nutzung der Kernenergie", wurde noch keine verantwortungsvolle und sichere Lösung für die Beendigung des Kreislaufs von nuklearem Material gefunden.

In Finnland wird seit 2004 das weltweit erste Endlager für hochradioaktiven Atommüll mit dem Namen "Onkalo" (finnisch für "kleine Höhle") auf der Halbinsel Olkiluoto gebaut. Es ist geplant, Onkalo bis zum Jahr 2120 mit sämtlichen bis dato verbrauchten und heruntergekühlten Brennelementen aus finnischen Atomkraftwerken zu füllen und danach unwiederbringlich zu verschliessen. Die Konstruktion des verzweigten Tunnelsystems, 450 Meter tief im finnischen Felsgestein, wird 5.000 Tonnen radioaktive Abfälle beherbergen. Sie soll für mindestens 100.000 Jahre Sicherheit vor äußeren Einflüssen und Leckage gewährleisten, entsprechend dem Zeitraum, in dem die radioaktiven Stoffe weiterhin strahlen und für Mensch und Umwelt hochgradig gefährlich sind.

Nukleartechnik und Atomkraft stellen einerseits eine Faszination in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht dar, andererseits bergen sie eine der größten anzunehmenden Gefahren. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Erbe dieser Technologie ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Unvorstellbare Zeithorizonte eröffnen sich. Es gilt eine Handhabung der Faktoren zu finden, die jenseits des Kontrollierbaren liegen.

BENTEN CLAY untersucht verschiedene Parameter des Gebildes „Endlager“, insbesondere im Hinblick auf das Vertrauen in den Menschlichen Faktor.



POWER SUPPLIES

Ein weiteres Unterthema von Age of an End ist in der Konsequenz zu Nuclear Waste die Betrachtung der Alternativen zur Kernenergie. Hierbei hat BENTEN CLAY exemplarisch in Island Feldforschung betrieben.

Island ist geologisch gekennzeichnet durch ein hohes Aufkommen an Vulkansystemen und reich an natürlichen Energiequellen. Durch die Nutzung von Geothermalenergie und Wasserkraft kann die gesamte isländische Bevölkerung und die heimische Wirtschaft zu jeder Zeit mit ausreichend Elektrizität versorgt werden.

Islands Politik der letzten Jahrzehnte ist geprägt von der Privatisierung und Ausbeutung der Naturressourcen des Landes. Es wurde ermittelt, das mit der kompletten Ausschöpfung aller Geothermalvorkommen und Möglichkeiten zur Wasserkrafterzeugung ein erheblicher Elektrizitätsüberschuss erwirtschaftet werden kann, der dem Land – bereits jetzt eins der reichsten der Welt – zu noch mehr Wohlstand und Ansehen in der Welt verhelfen soll. Da die gewonnene Elektrizität nicht exportiert werden kann, wurden explizit ausländische Firmen mit sehr hohem Energiebedarf umworben. Durch die Marketingkampagne der „weltweit niedrigsten Energiepreise“ wurde ausländische Schwerindustrie ins Land geholt und Island zu einem der attraktivsten Standorte für Aluminiumverhüttung. Für diese an sich schon stark umweltbelastende Industrie werden die benötigten hohen Energieleistungen durch künstliche Stauung von Flüssen sowie durch Modifizierung und Erschließung von natürlichen Wasserfällen erbracht, die das ökologische Gleichgewicht zerstören.

Ein im Jahr 2006 realisiertes Großprojekt zur Energiegewinnung ist der Kárahnjúkar-Staudamm im Hochland von Ostisland, der das Aluminiumwerk der amerikanischen Firma Alcoa mit Energie versorgt. Der Bau des Staudamms implizierte die Stauung von 2 ökologisch wichtigen Gletscherflüssen, die Flutung von 57qkm Land, wodurch 70 Wasserfälle verschwanden und das letzte Wildnis-Areal Europas zerstört wurde. Der Kárahnjúkar-Damm verstößt unter anderem aufgrund des seismisch instabilen Untergrunds gegen internationale ökologische und soziale Standards.

Fragwürdig ist die gesamte Prozesskette: Die Argumentation seitens der Politik gegenüber der Bevölkerung mit falschen Versprechen auf Arbeitsplätze und Wohlstand, die Missachtung von internationalen Expertisen, der Verkauf von Naturarealen an ausländische Firmenkonglomerate für Kraftwerksbau und Schwerindustrie, undurchsichtige Auftragsvergaben, verheerende Vertragskonditionen für Island und letztlich unprofitable Erträge.

Das Spannungsfeld zwischen scheinbar unberührter Natur und dem menschlichen Übermaß prägt hierbei das Untersuchungsfeld von BENTEN CLAY.

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