#14
THE PROMISE

HD-Video, 29', Sound, 2012

Filmische Episoden sich einander ausschließender Versprechen

Island als ein Inbegriff des Versprechens paradiesischer Naturzustände, welches jedoch vielleicht nicht mehr lange zu vereinen ist mit dem gleichzeitigen Versprechen der weltweit niedrigsten Energiepreise. Viele Träume sind gekoppelt an das kleine, ferne, raue Land, an das geologisch jüngste Land der Erde, zwar schwer von der Finanzkrise erschüttert, aber immer noch mit einem der höchsten Lebensstandards der Welt. Politiker verkaufen die Ressourcen, und damit die Zukunft des Landes, an die ausländische Schwerindustrie. Der Film zeigt eine Annäherung an verschiedene Aspekte von Lobbyismus, Verstrickungen und Natureingriffen. Es sind vielschichtige visuelle Vermerke zu den Versprechen der Regierung auf Arbeitsplätze, Reichtum, Macht und Einfluss durch fragwürdige Projekte der Energiegewinnung, deren Folgen unwiderrufliche Schäden für fast alle Beteiligten mit sich bringen.

Bild- und Tonverzeichnis

Gewächshaus der Universität in Hveragerði

Die zahlreichen heißen Quellen inmitten der Stadt Hveragerði („Garten der heißen Quellen“), aus denen aus 300m tiefen Bohrlöchern 180° warmes Wasser gefördert wird, beheizen Gewächshäuser, in denen Bananen, Kakteen, Orangen, Feigen und diverses Obst, Gemüse und Zierpflanzen angebaut werden.

Manifest der „Besten Partei“ Reykjávik



Die „Spaßpartei“ des Komikers Jón Gnarr entstand 2009 und trat 2010, nach der Finanzkrise, mit diesem Wahlprogramm zur Gemeindewahl an. Die Partei erzielte mit 34,7% die meisten Stimmen, Jón Gnarr ist amtierender Oberbürgermeister Reykjavíks.

Autoreifen



Nissan Patrol Allrad, gefahren von einem Touristenführer, auf dem Weg zu Lofthellir, Mývatn, März 2012

Der Große Geysir



Der älteste bekannte und noch gelegentlich aktive Geysir, wahrscheinlich über 8.000 Jahre alt. Er ist Namensgeber für alle Springquellen dieser Art. Seit 1630 spritzte er in unterschiedlicher Höhen, bis zu 60 Meter hoch, in mal regelmäßigen, mal unregelmäßigen Abständen. Bei Erdbeben entläd er sich. Der Geysir wurde 1896 durch ein starkes Erdbeben vorübergehend noch einmal aufgeweckt und spritzte ein- oder zweimal täglich höher in die Luft als zuvor. 1916 stellte er seine Aktivität ein. Nur die zweimalige Senkung des Wasserspiegels durch Graben einer Abflussrinne konnte ihn aufgrund der damit verbundenen Druckentlastung kurzzeitig wieder aufwecken. Bis 1992, als Umweltschützer mit ihrem Einspruch Erfolg hatten, wurde der Geysir ein paar Mal im Jahr durch Zugabe von 40kg Seife offiziell in eine Waschküche verwandelt und zur Eruption angeregt. Heute steht er unter Naturschutz und acht Jahre regte er sich nicht. Im Juni 2000 erschütterte das stärkste Erdbeben seit 1912 Südisland und vier Tage später schoss eine etwa 40 m hohe Wasserfontäne aus dem flach hügeligen Geysirbecken. Dann erlahmte er. Durch das nächste Erdbeben in 2008 spritzte er 2-3x täglich im darauffolgenden Sommer. Momentan meldet er sich nur durch ein gelegentliches Aufwallen und Zischen.

Þingvellir / Vertragsunterzeichnung



Þingvellir („Ebene der Volksversammlung“) ist eines der ältesten Parlamente der Welt. Hier wurde bereits um 930 einmal jährlich während 2 Wochen im Juni die traditionelle gesetzgebende Versammlung Alþing abgehalten. Sie hatte sowohl gesetzgeberische als auch Gerichtsbarkeits-Funktionen. Am 17. Juni 1944 wurde hier die Republik Island ausgerufen. Heute ist es ein Nationalpark.


Vertragsunterzeichnung der isländischen Regierung mit der US-amerikanischen Firma Alcoa in 2002 zum Bau der Aluminiumhütte in Reyðarfjörður, für dessen Stromversorgung der Kahranjukar-Staudamm gebaut wurde.


Ton: Gedichtanfang von Einar Benediktsson (isländischer Lyriker und Verwaltungsbeamter, 1864–1940),  „Íslandsljóð" („Islandsgedicht“)/ interpretiert für The Promise vom Kaffibarinn Männerchor, Reykjavik, März 2012:
„Þú fólk með eymd í arf !
Snautt og þyrst við gnóttir lífsins linda...“
„Oh Volk, dass Du die Verzweiflung geerbt hast!
Hungrig und durstig, trotz des Lebens Reichtum...“
Zitiert von einem isländischen Minister bei der Vertragsunterzeichnung mit Alcoa in 2002. Zu diesem Zeitpunkt hatte Island laut einer UN-Studie den zweithöchsten Lebensstandard der Welt.

Aluminiumhütten / Google



Aluminiumhütte Alcoa Fjardaál bei Reyðarfjörður,
jährliche Produktion: 346 000 Tonnen

Aluminiumhütte  Rio Tinto-Alcan in Straumsvík,
jährliche Produktion: 179.000 Tonnen

Bildersuche Google

Captain Fufanu

Eins der bekanntesten Dance/Electronic-Musikerduos und Live Performer in Island.
Live Komposition für The Promise in ihrem Studio in Reykjavík im März 2012.


Örn Þorleifsson



Húsey liegt 60 km nördlich von Egilsstaðir im Héraðsflói-Gebiet zwischen zwei Gletscherflüssen, der Jökulsá á Brú und dem LagarfIjót, die beide ins Meer münden. Húsey liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel im Mündungsdelta. Der Bau des Káhranjúkar-Staudamms, 120km entfernt im Hochland hat durch die Stauung der zwei Flüsse tiefgreifende Folgen in dieser Tiefebene. Gesteigerte Bodenerosion und Veränderung der Küstenlinie, Überschwemmung der mühsam begrünten Sandflächen, Verringerung des Seehundbestands in der Bucht, Wegfall von  Nahrung für das gesamte, artenreiche Tierleben, Wegfall von Transportwegen für die Menschen.
Örn Þorleifsson ist Landwirt, Lehrer, Gemeinderatsmitglied und wohnt in Húsey.
(Die Erzählung in voller Länge im Hörbuch Der gestohlene Fluss)

Offizielle Luftaufnahmen des des Káhranjúkar-Staudamms

Tiefbohrungsprojekt IDDP-1



Krafla ist ein Vulkansystem von ca. 100 km Länge im Norden Islands, die Bohrung befindet sich zwischen Leirhnjúkur and dem Víti Krater inmitten der aktiven Geothermalregion. Ziel war es, 4500 Meter in die Tiefe zu bohren, um Energie und Chemikalien aus einem Hochdruck-Hydrothermalsystem zu gewinnen. In 2008 begannen die Arbeiten, 2009 stieß man in ca. 2100 Metern auf Magma und brach das Konsortium bestehend aus den Firmen Landsvirkjun, Orkuveita Reykjavíkur, HS Orka, Orkustofnun, Alcoa and Statoil das Tiefbohrungsprojekt an dieser Stelle ab. Der momentan entweichende Dampf aus diesem heißesten Bohrloch der Welt hat eine Temperatur von 330°C bei 140 bar Druck.

Ton: Proteste vor dem Parlament in Reykjavík, August 2010

Whale Watching



Inszenierte Walbeobachtungsfahrt. Über 120.000 Touristen jährlich machen diese Fahrten.

Rentiere



Wilde Rentiere auf der Hochebene bei Mývatn.
1771 brachte man 13 Rentiere aus Norwegen ins Land, man hoffte auf Vermehrung, um sie zu bejagen und aus ihrer Haltung anderweitig Nutzen zu ziehen. Heute leben etwa 3000 wilde Tiere auf der Insel; sie haben nie die erwünschte wirtschaftliche Bedeutung erlangt.


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